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Marcus Weiss - saxophone / Nicolas Hodges - piano / Christian Dierstein - percussion

Andre: durch (2004-5)


(same text in two languages)


Im Trio durch für Sopransaxophon, Schlagzeug und Klavier ist es konkret das Lachenmannsche Thema von Impuls und Ausklang, das ausgehend von einem Zitat aus dem Lukasevangelium das Werk bestimmt und den Ausklang als „Klangspur“ deutet. Die Bibel überliefert dort einen kurzen Wortwechel, in dem Jesus gefragt wird, ob er glaube, „dass nur wenige selig werden?“ Darauf soll Jesus geantwortet haben: „Ringt darum, dass ihr durch die enge Pforte hineingeht; denn viele, das sage ich euch, werden danach trachten, wie sie hineinkommen, und werden es nicht können.“ Im Zentrum von durch stehen Übergangsprozesse zwischen akustischen Räumen unterschiedlicher Klangkörper. Der Impuls eines Instruments klingt im anderen aus. Das zwischen Klavier und Schlag- zeug positionierte Saxophon versetzt durch die Übertragung von Schallwellen Gongs und Tam- tam in Schwingung und spielt auf der anderen Seite in den Resonanzraum des Flügels hinein, auf dessen Saiten auch mit Gläsern gespielt wird. Vergleichbar mit dem Weg durch die enge Pforte, die ins Paradies führt, sind auch diese akustischen Übertragungswege störanfällig. Jeder Übergang kann scheitern, aber die Bewältigung der Krise verheißt die Erlösung im Jenseits. Wenn am Ende das Saxophon so nahe wie möglich an einer aufgehängten Aluminiumfolie spielt, geht es daher um mehr als nur das Phänomen eines per- forierten Klangs und die geräuschhafte Qualität eines keuchenden Atems. Der Bläser hat eine Folge von Asthma-Anfällen zu simulieren. Mark Andre hat sie nüchtern in eine Skala von drei Intensitäten unterteilt. Vor der Erlösung steht nicht nur hier die allumfassende Vermessung der akustischen und seelischen Welt.


Martina Seeber



In the trio durch for soprano saxophone, percussion and piano, the concrete influence is the Lachenmannesque theme of impulse and dying away, which is based on a passage from the Gospel According to St. Luke. There the Bible quotes a short exchange in which Jesus is asked, “are there few that be saved?” Jesus answers: “Strive to enter in at the strait gate: for many, I say unto you, will seek to enter in, and shall not be able.”

At the heart of durch are transitional processes between the acoustic spaces of different instruments. The impulse of one instrument dies away in another. The sound of the saxophone, which is positioned between the piano and percussion, sets the gongs and tam-tam vibrating and on the other side enters the resonant interior of the piano, the strings of which are played with glasses. Comparable to the pathway through the narrow gate that leads to paradise, these acoustic paths of passage are also subject to blockage. Every passage can fail, but mastery of the crisis promises salvation in the hereafter. When, at the end of the work, the saxophone is played as close as possible to a suspended sheet of aluminium foil, there is more at stake than merely the phenomenon of a perforated sound and the noise-like quality of gasping breath. The saxophonist is required to interpret a series of asthma attacks. Mark Andre has soberly subdivided them in a scale of three intensities. Before salvation, comprehensive measure is taken of the acoustic and spiritual world.


Martina Seeber