Commissioned by Trio Accanto with the support of the Ernst von Siemens Music Foundation, and by WDR.
Performances:
16 December 2013, WDR Köln - World Premiere
November 2014, Huddersfield, UK (HCMF)
6 February 2015, Eclat SWR Festival
1 November 2017, Tallinn (AFEKT Festival)
versi rapportati (ital.): in den Listengedichten des Barock sind dies jene „rückbezogenen“, „zurückgetragenen“ Verse, bei denen sich Sinnzusammenhänge oder zusätzliche Textebenen nicht beim Lesen „am Text entlang“ sondern erst bei anderen Lesestrategien eines Textes (in Zeilensprüngen, beim Lesen einzelner Worte in verschiedenen Zeilenpositionen …) erschließen.
Der Transfer dieser Schreib- und Lesetechnik ins Akustische – hier also vor allem ins Zeitliche - war also was mich bei der Komposition dieses Trios interessierte. Wie beim literarischen Vorbild - solcher Versstrukturen mit verschränkten Aufzählungen - sind bei diesem Stück die Klangereignisse immer wieder wie „aufgelistet“ komponiert: prozesshaft, in zunächst einfachen, klaren, additiven Reihungen. Eine Musik komponiert mit Zeilenketten: mit definierten Zeilenlängen, einer vorbestimmten Anzahl von Zeilenelementen, von Zeilendichten/Ereignisdichten; gegliedert oft durch einfache musikalische Markierungen als gleichsam akustische Satzzeichen. Einzelne Elemente verselbständigen sich nun und gehen in zeitlichen Sprüngen neue, verschiedene Listenordnungen, Felder, Transformationen ein. Die horizontale, lineare Fortschreitung „entlang der Musik“ gedacht als nur eine der möglichen Höroptionen.
Andreas Dohmen